Deutschlands Landschaft ist so abwechslungsreich wie kaum eine andere in Mitteleuropa. Dichte Wälder, steile Gebirgspässe, weite Hochebenen und schmale Singletrails zwischen Almwiesen und Felswänden: Das Mountainbike ist in all diesen Regionen nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein Werkzeug für sportliche Freiheit. Für alle, die jenseits der Asphaltstraßen unterwegs sein wollen, gibt es eine Auswahl an herausragenden Trails, die mit ausgeklügelten Streckenführungen, spektakulären Anstiegen und hohem technischen Anspruch punkten.

Mountainbiken in Deutschland: Anspruch und Vielfalt

Mountainbiken in Deutschland heißt nicht einfach nur Radfahren abseits der Straße. Wer sich auf Deutschlands MTB-Trails begibt, begegnet einem durchdachten Netz aus offiziellen Strecken, hochklassigen Bikeparks und alpinen Pfaden. Die Kombination aus naturnaher Herausforderung und technischer Raffinesse hat dazu geführt, dass sich das Land mittlerweile als feste Größe in der europäischen MTB-Szene etabliert hat.

Die Angebote reichen von Einsteigertrails mit moderatem Gefälle bis hin zu hochalpinen Mountainbike Touren mit Tragepassagen und großen Höhenunterschieden. Zahlreiche Regionen wie das Sauerland, die Alpenränder oder das Erzgebirge setzen auf professionelle Infrastruktur, etwa durch GPS-Daten, Bike-freundliche Unterkünfte oder spezielle Shuttle-Services.

Besonders interessant ist die Bandbreite an Trailtypen: Flowtrails mit sanften Kurven, technisch verblockte Abfahrten, Northshore-Elemente, Steinfelder, Roadgaps, Drops und sogar ganze Trailcenter mit gebauten Strecken finden sich im ganzen Land. Dank der klimatischen Unterschiede vom Bayerischen Wald bis zur Eifel ist fast ganzjährig irgendwo Saison. Technische Herausforderungen, spektakuläre Panoramen und gut ausgebaute Infrastruktur machen Deutschland zum Land der Mountainbiker. In unserer Liste stehen fünf Strecken für unterschiedliche Disziplinen ganz oben, die aus sportlicher Sicht besonders herausragen.

1. Bikepark Winterberg: Gravity-Magnet im Sauerland

Der Bikepark Winterberg liegt im Rothaargebirge auf der 776 Meter hohen Kappe, am Stadtrand von Winterberg. Die Anlage wurde 2003 eröffnet, um die dortigen Skilifte auch in der Sommersaison nutzbar zu machen. Heute handelt es sich um eine der größten und vielseitigsten Mountainbike-Infrastrukturen Nord- und Mitteldeutschlands. Elf Strecken mit einer Gesamtlänge von über 12 Kilometern stehen zur Auswahl, darunter Downhill-, Slopestyle- und Flow-Strecken.

Die Namen der Tracks wie “Black Line”, “Losee Lee”, “Jumpline” oder “SRAM Flow Country” deuten auf den sportlichen Charakter der Anlage hin. Technisch anspruchsvolle Strecken wechseln sich mit einsteigerfreundlichen Lines ab, was den Park besonders vielseitig macht. Zwei Sessellifte, ein Vierer- und ein Sechserlift, bringen Bikes und Fahrer bequem auf den Berg. Im Jahr 2006 wurden 30.000 Besucher gezählt; 2010 kamen allein zum Festival Dirt Masters rund 30.000 Menschen, im Rest der Saison 21.000 Sportler.

Die Kehrseite des Erfolgs sind die Unfallzahlen: Zwischen 2018 und 2022 musste täglich der Rettungsdienst ausrücken, durchschnittlich 1,7 Mal pro Monat ein Rettungshubschrauber. 2019 und 2022 endeten Unfälle sogar tödlich. Beim Dirt Masters Festival, dem größten Freeride-Festival Europas, gab es zudem wiederholt sicherheitsrelevante Zwischenfälle. Trotzdem bleibt der Park aus sportlicher Sicht ein Highlight: Wer Downhill, 4X, Slopestyle oder Enduro fährt, kommt hier auf seine Kosten. Besonders eindrucksvoll ist der SRAM Flow Country Trail mit seinen flüssigen Kurven, Anliegern und Sprünge, die sich auch für Fortgeschrittene eignen.

2. Stoneman Miriquidi: Neun Gipfel, zwei Länder, ein Trail

Mit 162 Kilometern Länge und 4.400 Höhenmetern zählt der Stoneman Miriquidi zu den eindrucksvollsten Mountainbike-Routen Deutschlands. Die Rundstrecke verläuft auf sächsischem und tschechischem Boden durch das Erzgebirge. Start- und Zielpunkt ist Oberwiesenthal. Zu den absoluten Höhepunkten zählen neun Gipfel, darunter der Fichtelberg (1.214 m), Klínovec (1.244 m), Auersberg und Plešivec. Dabei ist der Trail keine Rennstrecke, sondern ein durchgängig beschilderter Rundkurs, der an beliebiger Stelle begonnen werden kann. Ob an einem, zwei oder drei Tagen gefahren wird, bleibt jedem selbst überlassen.

Nicht nur landschaftlich, sondern auch organisatorisch ist der Stoneman Miriquidi vorbildlich. Über 20 Logistikpartner entlang der Strecke unterstützen mit Verpflegung, Übernachtungsmöglichkeiten und Shuttleservices. 2017 wurde die Strecke mit dem Marketing Award “Leuchttürme der Tourismuswirtschaft” ausgezeichnet. Besonders bekannt ist der “Königsanstieg” zum Klínovec mit einer 18-Prozent-Rampe, an der ein neuer Weltrekord für Höhenmeter in 24 Stunden aufgestellt wurde. Auch landschaftlich wartet der Trail mit Highlights wie den Basaltsäulen am Scheibenberg, dem Trailcenter Rabenberg und der Talsperre Cranzahl auf. Wer den Stoneman erfolgreich meistert, erhält einen Eintrag in die “Wall of Fame”.

3. Bikepark Geisskopf: Technische Vielfalt im Bayerischen Wald

Als einer der ältesten Bikeparks Europas nimmt der Geisskopf in Bischofsmais eine Sonderstellung ein. Der Park liegt auf über 1.000 Metern Höhe im Bayerischen Wald und verfügt über zwei Lifte sowie ein breites Spektrum an Strecken für alle Könnerstufen. Insgesamt fünf Hauptstrecken mit mehreren Varianten durchziehen das Areal, darunter der legendäre “Flow Country Trail” – der erste seiner Art in Deutschland. Entwickelt von Diddie Schneider, einem Pionier im Trailbau, schlängelt sich der sanfte Kurs über einen beschichteten Untergrund bergab. Besonders für Einsteiger und Familien ist dieser Trail geeignet, gleichzeitig fühlt sich der Flow auch für Fortgeschrittene nicht langweilig an.

Daneben bieten der “Freeride Trail”, der technisch anspruchsvolle “Downhill Trail” mit Roadgap und Steinfeld sowie die zwei “Evil Eye Trails” echte Herausforderungen für erfahrene Biker. Evil Eye 2.0 enthält Northshore-Elemente und hohe Skinnies, die absolute Radbeherrschung voraussetzen. Wer Sprünge liebt, findet auf dem “Jump Trail” und der Slopestyleline ausreichend Airtime. Ergänzt wird das Angebot durch Kinder- und Übungsparcours sowie technische Fahrbereiche für alle Altersgruppen. Zwischen April und November geöffnet, lockt der Bikepark mit seinen Achterbahnkurven und Wurzelteppichen eine breite Zielgruppe an.

4. Bike Arena Sauerland: Deutschlands größtes Tourennetz

Mit 1.700 Kilometern beschilderter Streckenlänge ist die Bike Arena Sauerland das umfangreichste Mountainbike-Wegenetz in Deutschland. Seit 2001 verbindet sie über 20 Gemeinden im Südosten von Nordrhein-Westfalen, darunter Winterberg, Willingen, Schmallenberg, Arnsberg und Brilon. 40 ausgearbeitete Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl. Die Klassifizierung nach dem System der Sporthochschule Köln (blau: leicht, rot: mittel, schwarz: schwer) hilft bei der Auswahl. Von genussvollen Höhenwegen bis zu sportlichen Gipfeletappen über den Rothaarsteig ist alles dabei. Insgesamt sind 34.000 Höhenmeter im gesamten Netz verzeichnet.

Startpunkte sind flächendeckend in der Region verteilt, z. B. in Winterberg (8 Touren), Willingen (9 Touren) oder Medebach (4 Touren). Ergänzt wird das Netz durch GPS-Tracks, Kartenmaterial und Bike-freundliche Unterkünfte. Wer den Trailanteil erhöhen möchte, steuert den Eimbergkamm oder die Trailparks in Brilon und Winterberg an. Besonders beeindruckend ist der Blick von der Hochheide am Langenberg, dem höchsten Punkt des Rothaargebirges. In der Kombination aus Tourenmöglichkeiten, landschaftlicher Vielfalt und professioneller Infrastruktur setzt die Bike Arena Sauerland bundesweit Standards.

5. Trailcenter Rabenberg: Der erste Singletrailpark Deutschlands

Im sächsischen Erzgebirge nahe der tschechischen Grenze liegt das Trailcenter Rabenberg, das als erster offizieller Singletrailpark Deutschlands gilt. Die Strecken verlaufen innerhalb eines weitläufigen Areals rund um den Rabenberg und kombinieren sportliche Ansprüche mit landschaftlichem Reiz. Die Trails sind in Schwierigkeitsgrade unterteilt und durchgängig beschildert. Besonders hervorzuheben sind der “Two Mountains Trail” und der “Berms & More Trail”, die sowohl technische Passagen als auch Flow-Elemente enthalten. Die einzelnen Routen lassen sich frei kombinieren, sodass Streckenlängen zwischen 5 und 25 Kilometern möglich sind.

Die Konzeption der Strecken folgt internationalen Standards: Geschwungene Anlieger, Sprünge, kleine Drops und Northshore-Elemente sind ebenso vorhanden wie Wurzelteppiche und felsige Abschnitte. Darüber hinaus liegt das Trailcenter eingebettet in ein gut ausgebautes Radwegenetz, sodass auch längere Etappenfahrten problemlos möglich sind. Die Nähe zum Stoneman Miriquidi erweitert die Optionen für sportlich ambitionierte Fahrer. Das Trailcenter wurde mehrfach positiv bewertet, unter anderem wegen seiner Nachhaltigkeit und der naturnahen Integration in den Wald. Wer technische Abwechslung, gut gewartete Trails und eine entspannte Atmosphäre schätzt, findet hier ein Trailangebot mit echtem Charakter.